Was die Handschrift über
den Lernerfolg aussagen kann.
Kinder eignen sich oft im „Selbstlernprozess” unökonomische, sehr individuelle Schreibweisen bestimmter Buchstaben an, die sie später daran hindern, ökonomische Graphem-Muster zu verinnerlichen und schnell und automatisiert aus dem Gedächtnis abzurufen. Beispielsweise werden Buchstaben gegen die Schreibrichtung oder mit doppelter Linienführung kreuz und quer auf, beziehungsweise neben Linien geschrieben. Dies führt dazu, dass sie in der Luft „tanzen”, in verschiedene Richtungen „kippen” oder durcheinander „purzeln”. Häufig sieht derselbe Buchstabe immer ein bisschen anders aus. Des Weiteren wird der Unterschied zwischen Groß- und Kleinbuchstaben nicht klar.
Unsere langjährige Erfahrung in der Arbeit mit Kindern zeigt, dass oft zu wenig Zeit darauf verwendet wird, die Form der Buchstaben mit allen Sinnen zu erfahren und den korrekten Bewegungsablauf zu trainieren.
Ein weiterer Stolperstein kann auch ein unzureichender Automatisierungsprozess beim Lesen und Schreiben sein. Einige Kinder „malen” jeden einzelnen Buchstaben. Da diese Leistung des Cortexes jedoch nicht in tieferliegende Gehirnregionen, wie z.B. das Cerebellum übertragen wird, kommt ein Automatisierungsprozess nicht zustande. Denn nur automatisch ablaufende Prozesse werden im Kleinhirn abgespeichert und helfen, den Cortex zu entlasten, damit dort neuer Raum für neue Lernschritte entstehen kann.
„Werkzeuge” muss man erst kennen,
bevor man sie sicher nutzen kann.
„Werkzeuge” muss man erst kennen, bevor man sie sicher nutzen kann.
Die Entwicklung der Sinne und der
Bewegungsfähigkeit sind entscheidend.
Die Entwicklung der Sinne und der Bewegungsfähigkeit sind entscheidend.
Entwicklungsrückstände in diesen Bereichen ziehen sehr häufig Lernschwierigkeiten in der Schule nach sich. Viele Lehrer, Erzieher und Therapeuten berichten, dass zahlreiche Kinder nicht über längere Zeit aufrecht sitzen können. Sie lümmeln auf den Tischen herum, oder stützen ihren Kopf permanent mit Hand und Ellbogen auf der Tischplatte ab. Dies sind Symptome einer häufig zu schwachen Rückenmuskulatur. Auch ungehemmte, frühkindliche Reflexe können eine freie Arm- und Handbewegung beeinflussen. In der Folge verkrampfen sich Hand- und Fingermuskulatur, sodass die Hand nicht frei und leicht über das Papier gleiten kann. Krakelige und schlecht lesbare Schriftbilder sind die Folge.
Diese Kinder empfinden häufig eine große Anstrengung, ermüden schnell und haben meist keine Freude am Schreiben- und Lesenlernen. Manche verweigern ihre Mitarbeit. Schlecht leserliche Handschriften dienen also als Frühwarnzeichen für Lernschwächen im Allgemeinen.
Eine flüssige und lesbare Handschrift
ist wichtig für den Lernerfolg.
Eine flüssige und lesbare Handschrift ist wichtig für den Lernerfolg.
Autoren:
J. Schenkel-Reineke, Kinder-u. Jugendpsychotherapeutin, sowie Ergo- und Lerntherapeutin,
A. Niebel, Logopädin & Klinische Lerntherapeutin